Wer hat nicht schon einmal vergeblich Schlaf gesucht?

Belastende Probleme, Vorfreude, eine Tag-/ Nachtrhythmusverschiebung durch weite Reisen oder ein unglaublich aufregender Tag können den Schlaf stören. Dies ist sicher nicht krankhaft. Rund 6 % der Bevölkerung leiden jedoch unter schweren anhaltenden Schlafstörungen, die ärztlich abgeklärt und behandelt werden sollten.

 

Wieviel Schlaf ist normal?

Das Schlafbedürfnis schwankt von Mensch zu Mensch stark und verändert sich auch im Laufe des Lebens. Im Durchschnitt schlafen Deutsche etwa 7 Stunden pro Nacht.

Entscheidend ist eine gute Zusammensetzung der einzelnen Schlafphasen (Einschlafen, Traumphasen, Tiefschlafphasen). Die Tiefschlafzeiten unterscheiden sich bei gesunden Lang- oder Kurzschläfern kaum, Zeiten für Einschlafen und flachere Schlafstadien sorgen für die Unterschiede der Schlafdauer. Fühlt man sich morgens frisch und schläft nicht tagsüber unwillkürlich ein, war der Schlaf in Ordnung, auch wenn es vielleicht nur 5 oder 6 Stunden waren.

 

Wie macht sich eine Schlafstörung bemerkbar?

Stundenlanges Wachliegen, häufiges Erwachen, fehlende Erholung trotz ausreichend langer Schlafzeit, ungewolltes Einnicken am Tag sind häufige Symptome für Schlafstörungen. Es können sich aber auch ein schwer behandelbarer Bluthochdruck, Reizbarkeit, Kopfschmerzen Herzrhythmusstörungen oder psychische Krankheiten einstellen.

 

Was verursacht meine Schlafstörung?

Äußerliche Störungen wie zu warmes Zimmer, störende Geräusche (Schnarchen, laute Musik), zu versorgende kleine Kinder oder Pflegebedürftige, Zeitzonenwechsel bei Langstreckenflügen oder Schichtarbeit müssen von inneren Ursachen abgegrenzt werden.

Oft sind Einschlafstörungen mit langem Grübeln und fehlendem Antrieb am Tag Symptome einer Depression und verschwinden mit deren Behandlung.

Alkohol macht zwar müde, zerstört aber die normale Schlafarchitektur. Man wacht häufiger auf und schwitzt vermehrt. Der „Schlummertrunk“ ist also kein gutes Einschlafmittel. Ähnliches gilt für andere Genussgifte (Zigaretten, Coffein) und Drogen (Amphetamine).

Manche Menschen überkommt abends eine Bewegungsunruhe oder gar Schmerzen in den Beinen, die durch Umherlaufen gebessert werden können. Dies spricht für die „Erkrankung der unruhigen Beine“ (restless legs syndrome).

Besonders kritisch kann Schnarchen in Verbindung mit ständigen Atemaussetzern werden. Trotz langem Schlaf fühlt man sich morgens, als habe man die Nacht durchgearbeitet. Tagsüber schreckt man bei monotoner Autofahrt oder im Sitzen plötzlich aus einem ungewollten kurzen Nickerchen hoch. Ursache kann ein immer wieder auftretender nächtlicher Sauerstoffmangel durch die Atemaussetzer sein (obstruktives Schlafapnoesyndrom). Der ständige Stress in der Nacht treibt den Blutdruck hoch, die Tagesmüdigkeit verursacht viele Unfälle. Fehlender Schlaf für eine Nacht hat auf Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit einen vergleichbaren Einfluß wie 1 Promille Alkohol im Blut. Dringende Behandlung tut Not.

Zähneknirschen, nächtliche Angstattacken, Medikamentennebenwirkungen, Schlafwandeln sind nur einige weitere mögliche Ursachen für Schlafstörungen.

 

Wie erkennt der Arzt, welche Schlafstörung ich habe?

Grundlage ist eine ausführliche Befragung (Anamnese): Wann gehe ich zu Bett? Wann schlafe ich ein? Wache ich oft auf? Wann stehe ich auf? Bin ich dann frisch? Schnarche ich? Setzt die Atmung dabei oft aus (Partner fragen) ? Besteht eine Bewegungsunruhe der Beine?\r\nStören äußere Einflüsse meinen Schlaf? Wie sind meine Ernährungsgewohnheiten? Welches Ritual hat sich beim Zubettgehen ergeben? Wie sieht mein Tagesablauf aus? Und, und, und…

Wird eine innere Ursache vermutet folgt meist die ambulante Messung von Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung im Blut, Atemfluss und ähnlichem über ein kleines Aufzeichnungsgerät, das man für eine Nacht nach Hause mitbekommt.

Bei einigen Patienten ist eine stationäre Schlafdiagnostik (Polysomnografie) in spezialisierten Zentren mit Ableitung von Hirnströmen (EEG), Kau-/Beinbewegungen usw. unumgänglich.Was kann ich tun?

Sprechen Sie Ihren Arzt an! Allzu häufig erfährt dieser gar nichts von Schlafstörungen, weil viele Menschen meinen, das sei eine Alterserscheinung oder man könne ohnehin nichts machen.

Schalten Sie äußere Störfaktoren ab und beachten Sie die Empfehlungen der „Schlafhygiene“

Notieren Sie ein bis zwei Wochen lang die Zeit des Zubettgehens, Aufstehens, wie oft Sie in der Nacht aufwachen, geschätzte Einschlafzeit, Medikamenteneinnahme, Tagesbefinden…

Nach entsprechender Diagnostik kann meist geholfen werden. Schlafmittel sollten wegen ihres hohen Abhängigkeitspotenzials nur nach festen Regeln (z.B. maximal 4 Nächte pro Woche) und für möglichst kurze Zeit eingenommen werden. Anders bei Antidepressiva; diese müssen regelmäßig und längerfristig (meist über ein halbes Jahr) eingenommen werden und können nicht abhängig machen. Spezielle Medikamente gibt es für das restless-legs-syndrom und verschiedene seltenere Krankheiten.

Das obstruktive Schlafapnoesyndrom wird sehr erfolgreich durch Anpassung einer nächtlichen Beatmung mittels Maske behandelt. Die Patienten fühlen sich meist wie ausgewechselt und die Probleme mit Herz und Blutdruck gehen zurück.