Was sind Blutegel?

„Egel“-stammt vom griechischen Wort „ echis“ ab und heisst „kleine Schlange“. Dabei handelt es sich um ein nur 2-5 cm großes wurmartiges Tier. Sein Lebensraum ist das Wasser. In der Natur sind es stehende Gewässer wie Tümpel oder kleine Seen. Nahrungsquelle ist das Blut, insbesondere von Säugetieren und Menschen.

Von den ca. 600 Blutegelarten, werden weltweit etwa 15 in der Heilkunde verwendet. In Europa und den USA werden seit Jahrhunderten 2 Arten als sogenannte „medizinische Blutegel“ benutzt, wobei kein Unterschied in der Wirksamkeit bekannt ist.

Vermutlich entfalten Blutegel schon viel länger als in der Medizingeschichte dokumentiert ihre heilsame Wirkung. So kann man zu Beispiel beobachten, dass in manchen Gegenden gelenkkranke Rinder gerne blutegelreiche Gewässer aufsuchen. Sie lassen sich dort dann scheinbar willentlich von Egeln beißen und suchen diesen Ort danach wieder auf. Auch mit Blutegeln behandelte Hunde verhalten sich beim Anlegen der Egel ungewöhnlich ruhig. In der Tierheilkunde werden heutzutage Blutegel schon regelhaft therapeutisch eingesetzt.

 

Wie wirkt ein Blutegel?

Ein Tier nimmt etwa 5-10ml Blut auf. Das ist bezüglich der Wirkung jedoch nur ein Nebenaspekt. Die Hauptwirkung wird durch ein komplex aufgebautes Sekret („Saliva“) erzielt, das die Egel in die Wunde abgeben. In diesem Sekret wurden bis heute keine Bakterien nachgewiesen, jedoch mindestens 30 Substanzen, von denen erst 8 in Wirkung und Struktur aufgeklärt sind.

Der bekannteste Bestandteil ist das „Hirudin“, dessen Name sich von „Hirudo = Blutegel“ ableitet. Die Wirkungsweisen der 8 Substanzen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Entzündungshemmung, Schmerzstillung, Verbesserung der Durchblutung.

Beim Menschen auffällig ist die lange, wundreinigende Nachblutung bis zu 18 Stunden nach dem Biss.

Wissenschaftlich erwiesen sind eine Besserung der Schmerzen zum Beispiel bei Kniegelenksarthrose ab dem 2.-3. Tag bei zwei Dritteln aller Patienten. Ein Drittel der Patienten berichtet über unveränderte Schmerzen. Die Schmerzbesserung hält in der Regel 8-12 Wochen an. In einigen Fällen sogar bis zu 6 Monaten.

Ziel der Behandlung ist in allen Fällen nicht die Heilung, sondern die Schmerzlinderung, so dass die Einnahme von Schmerzmitteln reduziert oder sogar unnötig wird.

 

Wie läuft eine Blutegelbehandlung ab?

Zuerst wird festgelegt um welche Krankheit (z.B. Kniearthrose) es sich handelt. Zur Behandlung sollte eine bestehende Blutverdünnung z.B. mit Aspirin pausiert werden.

Am Tag der Behandlung sollte keine Einreibung mit Schmerzsalbe oder Gel aber auch Körperlotion erfolgen, da das die Tiere irritieren kann.

Zunächst nimmt der Patient eine bequeme Sitz- oder Liegeposition ein und sucht gemeinsam mit dem Arzt Schmerzpunkte auf. Hier wird dann ein Saugglas zur Durchblutungsverbesserung aufgesetzt. Eventuell wird die Haut vorher leicht angeritzt, so dass etwas Blut austritt.

Dann werden die Tiere einem Glas mit Wasser entnommen und nacheinander auf die vorher bestimmten Schmerzpunkte aufgesetzt. Die verwendeten Blutegel stammen aus Zuchtbetrieben, die Hygienestandards garantieren.

Bei einer Arthrose des Daumengrundgelenks reicht 1 Tier, bei größeren Gelenken wie Hüfte oder Knie benötigt man bis zu 6 Tiere.

Beim Aufsetzen der Egel verspürt der Patient einen leichten Biss, vergleichbar einem Nadelstich, dann hat der Egel „angedockt“.

Während der Behandlung herrscht eine ruhige Atmosphäre in der der Patient etwas lesen, Musik hören oder einfach nur entspannen kann.

Nach etwa 10-60 Minuten ist der Saugvorgang beendet und die Egel fallen von alleine wieder ab.

Die Tiere müssen dann, da sie ein Medizinprodukt sind (vergleichbar einer Nadel), entsorgt werden. Hier hat sich ein Einfrieren der wechselwarmen Egel bewährt, die dann später mit dem Hausmüll entsorgt werden können.

Der Patient erhält am Schluss einen Verband aus Kompressen, Zellstoff und Wickeln. Nach der Behandlung sollte auch in häuslicher Umgebung noch Ruhe eingehalten werden. Eine kleine Nachblutung ist therapeutisch gewünscht und gut, so dass lediglich durch Verbandmaterial (wird mitgegeben) Blut aufgefangen werden sollte. In der Regel kommt es nicht zu einem messbaren Blutverlust.

 

Was können Nebenwirkungen sein?

In der ersten Woche nach der Behandlung kann es zu Blutergüssen, aber auch Juckreiz an den Bissstellen kommen.

Bei empfindlichen Patienten sind selten Narbenbildungen oder auch Hautpigmentveränderungen möglich. Theoretisch ist eine Entzündung der Bissstellen denkbar, praktisch konnten solche Fälle bisher bei unseren Patienten nicht beobachtet werden.

 

Wie wird die Blutegelbehandlung abgerechnet?

Die Abrechnung erfolgt nach der Gebührenordnung der Ärzte. Hierbei übernehmen Privatkrankenversicherungen in der Regel die Behandlung. Bei Kassenpatienten handelt es sich in der Regel um eine individuelle Gesundheitsleistung (IGEL), deren Betrag je nach Anzahl der Egel und des Verbandsmaterials zwischen 50 € und 90 € liegt.

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